Wollen Sie an die Wand oder in den Spiegel sehen?

Diese Frage meines Friseurs, bevor er die von der Chemo­therapie bereits leblosen Haare abschnitt, war der Auftakt für eine Zeit mit der etwas anderen Frisur.
Ich habe in den Spiegel gesehen.
Die kinnlangen Haare wurden kurz geschoren.

Anders, aber gar nicht so schlecht, fand ich. Inner­halb der nächsten Tage fielen die kurzen Haare auch aus. Übrig blieb ein leichter Flaum. Ich war zum Alien mutiert.

Meine Perücke erschien mir immer wie eine Art Tarnung. Ein Verstecken der Krankheit und der Chemo­therapie.
Mit Mützen, Hüten und Tüchern fühlte ich mich wohler und immer gut behütet. Man friert schnell ohne Haare. In erster Linie Schutz gegen die Kälte, ermöglichten sie aber auch einen normalen Umgang.

Zuhause, bei Freunden aber später auch in der Öffentlichkeit nahm ich die Kopfbedeckung einfach ab. Hüte kann man absetzen.
Mit der Perücke wirkt das etwas extrem.

Selten starrte mich jemand an.
Und wenn doch - ein Lächeln oder ein freundlicher Gruß - und aus dem Alien wurde wieder eine Frau mit etwas anderer Frisur.

Angelika Heinze
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